TTB-Triathlet in den Bergen unterwegs

27. Juli 2022

Ich bezeichne mich eigentlich als Triathlet, wenn man mich fragt, welcher Sportart ich denn nachgehe. Trotzdem sind fast alle Triathleten, die eine Langdistanz erfolgreich gefinisht haben, und keine Ambitionen auf Hawaii haben, immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. So ist es auch bei mir. Nach zahlreichen Triathlons auf allen Distanzen zwischen Sprint- und Langdistanz, Halbmarathons, Marathons, dem ersten Ultra, dem ersten 70km Lauf war der nächste Schritt die 80km anzugehen.

So habe ich mir bereits vor 2 Jahren den Zugspitz-Ultra Trail (ZUT) über die Distanz „Supertrail XL“ als meine nächste Herausforderung vorgenommen. Es galt hierbei eine Distanz von 82km mit einem positven Höhenunterschied von ca. 3680hm zu bewältigen. Ich hatte das große Glück dieses Abenteuer als Teil des Volkswagen R Trail Running Teams zu bestreiten. Das hieß in erster Linie Unterstützung bei der Vorbereitung in Trainingscamps und Workshops mit versierten Trainern, sowie einer super Betreung vor, während und nach dem Lauf.

Aufgrund des 2-maligen Ausfalls des ZUT’s, kam ich in diesem Jahr endlich dazu die Strecke, fast einmal um die Zugspitze herum, in Angriff zu nehmen.

Nach guter Vorbereitung war ich mir ziemlich sicher, das Ziel in Garmisch-Partenkirchen innerhalb des Zeitlimits von 20 Stunden zu erreichen. Aber was ist auf dieser Distanz schon sicher?

Mein Plan sah vor, es die ersten gut 40km mit 80% der gesamten Höhenmetern sowie den technisch anspruchsvollen Passagen ruhig angehen zu lassen, um dann auf den zweiten 40km, die als eher laufbar beschrieben wurden, noch etwas Saft zu haben. Zu keiner Zeit wollte ich mich von der Tempogestaltung anderer Teilnehmer beeinflussen lassen. Außerdem hatte ich mir vorgenommen, mich sehr gut und regelmäßig zu verpflegen, um zu keiner Zeit in energetische Probleme reinzulaufen.

Los gings am Samstag um 8:00 Uhr in Grainau bei nahezu perfektem Laufwetter. Zumindest den ersten Teil meines Plans habe ich gut in die Tat umgesetzt. Ich bin das Ganze ruhig angegangen, habe mein Tempo gesucht und gefunden, habe mich gut verpflegt und so vergingen die ersten 40 Kilometer, knapp 3000hm und ca. 7 Stunden doch sehr schnell und ohne größere Vorkommnisse.

Es waren nur noch 42 Kilometer und vielleicht 700hm. Aber dort oben auf dem Scharnitzjoch bemerkte ich, dass ich die letzten Kilometer sämtliche Wasservorräte aufgebraucht hatte und noch 7km bis zur nächsten Verpflegungsstelle vor mir lagen. Ich erreichte die VP, konnte aber das entstande Defizit auf den weiteren Kilometern bis ins Ziel nicht mehr vollständig ausgleichen. Die kommenden Kilometer waren dann eher hügelig und gut laufbar, wenn man denn noch konnte. Ich musste ja nur einen Fuss vor den anderen setzen. Es wurde zäh, aber irgendwie hat das dann auch geklappt und ich kam dem Ziel Stück für Stück näher. Klar hatte ich mehrfach Hochs und Tiefs zu durchschreiten, die Ernährung hat dann in der 2. Hälfte auch nicht mehr ganz so gut funktioniert und den einen oder anderen Kilometer habe ich dann auch verflucht. Auch die Frage nach dem „Warum?“ und dem „Was mach ich hier eigentlich?“ kam irgendwann mal auf das Gedankenkarussel, wurde aber auch schnell wieder verworfen.

Trotz allem war ich sehr überascht und überglücklich mit einer Zeit von 13 Stunden und 7 Minuten das Ziel in Garmisch-Partenkirchen zu erreichen. Auch wenn die Plazierung nicht wirklich relevant ist, habe ich am Ende trotzdem draufgeschaut. Mit dem 43. Platz von 120 Finishern kann ich als norddeutscher Rookie auf der Distanz sehr zufrieden sein, was ich auch definitiv bin.

Aber: what’s next? Die magische Marke von 100km? Alpenüberquerung? Kommt Zeit, kommt Rat.

Erlebt und verfasst von Jan Wetzel

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